Ich fahre durch den Nebel in die Nacht, auf dem Weg nach
Hause vom Frankfurter Flughafen, und ich wünsche mir endlich Klarsicht.
Ich habe gerade mein Mädchen genau an dem Gate
verabschiedet, das ich vor einem Jahr selbst passiert habe, um einer neuen,
fremden Welt entgegen zu fliegen. Ich erinnere mich an den Tag der Abreise noch
wie gestern. Völlig gespannt saugte ich die prachtvolle Landschaft der
Hocheifel, auf dem Weg zum Flughafen, noch ein letztes Mal voll auf und fragte
mich, wie es wohl sein wird nach einem Jahr „Leben in Afrika“ gleiche Strecke
in die Heimat zu unternehmen.
Was werde ich fühlen, was werde ich in mir tragen, wer werde
ich sein?
Fragen, die mich beschäftigten - Fragen, deren Antworten ich
nicht ganz erfassen kann, doch ein Versuch ist mit diesem Schreiben gestartet.
Heute schreibe ich, weil ich nicht mehr schweigen will. Ich
will wagen, auszusprechen und mich noch ein Mal verletzlich machen. Heute will
ich ehrlich sein. Ich will die Möglichkeit geben, mich zu verstehen und teile
mein Herz in der Hoffnung, dass jedes enttäuschte Herz Frieden findet.
Löwen und ich. Ich gebe diesem Blog einen Punkt. Heute,
schreibe ich die letzten Zeilen unter diesem Titel.
An einem der letzten Abende vor meiner Abreise nach Afrika,
saß ich mit Tim vor dem Bildschirm des Laptops und tippte, eigentlich aus einem
Impuls heraus, den Titel „lions and me“ für meinen in diesem Moment geschaffenen
Blog, über den ich mich immer wieder befreite. Was zuerst nur ein nicht gut durchdachter
Einfall war, ist mir nun tiefste Seelenbeschreibung.
Drei Tage durchstreiften wir bereits die Serengeti, das Herz
Afrikas und begegneten einer Tierwelt, die in keinem Teil der Welt reicher ist.
Gnus, Zebras, Gazellen, Giraffen, Warzenschweine, Elefanten, Bullen, Geparde,
Leoparden, Nilpferde, Affen und viele weitere Wildtiere passieren wir mit
unserem Safariauto. Scheu blicken alle Tiere dem herannahenden Auto entgegen
und reagieren stets furchterfüllt und suchen nicht selten das Weite. Doch von
Weitem bemerken wir ihr Kommen. Wir schalten den Motor aus und blicken gespannt
in ihre Richtung. Langsam trabt der junge Löwe aus dem hohen Gras auf uns zu.
Sein kleines Rudel, folgt ihm gemächlich. Meine Kamera läuft auf Hochtouren und
ich versuche dieses Schauspiel in allen Perspektiven zu erfassen. Ohne Angst
kommt der Löwe dem Auto immer näher und setzt sich schließlich in den Schatten
des vorderen Fahrzeuges. Ich sitze im Safariauto und blicke durch die
Frontscheibe, vorbei an dem Jesuskreuz, das am Rückspiegel hängt und kann meinen
Blick nicht vom Löwen wenden, der sich schnaufend erholt. Ich habe sein Humpeln
und die Fleischwunde an seinem Rücken früh bemerkt und so majestätisch er auch
schien, hatte er doch so etwas Bemitleidenswertes. Der Löwe, König der Tiere,
majestätischer als alle anderen und alleine so furchtlos, wird mir zum Lamm.
Ich werde immer wieder gefragt, was so die schönsten oder intensivsten Momente
für mich waren. Ich kann diese Frage immer nur schwer beantworten, doch die
Begegnung, die ich mit diesem Löwen hatte und der Moment, wo sich unsere Blicke
für einen Augenblick getroffen haben, hat etwas in mir bewegt und mir Tränen bereitet,
die ich mir bis jetzt nicht ganz erklären kann.
Ich machte mich auf
in ein Land der Löwen. Alles was ich war, stellte ich dem entgegen. Brüllend
wurde ich von diesem fremden Kontinent begrüßt. Das Fremde knirschte mit den
Zähnen, während neue Sprache, dauerhafte Hitze, Krankheit, Sinnlosigkeit,
Selbstgerechtigkeit, Faulheit, Zauberei, Einsamkeit, Eintönigkeit, Unzufriedenheit,
Mangel an Freundschaft und ein paar weitere Löwen das Rudel füllten und mich
jeden Tag aufs Neue umgaben. Jedes Problem, jede Herausforderung begegnet mir
so furchtlos und respektlos wie der Löwe. Ich ringe mit Löwen - meine Welt
gefüllt mit Löwen – und ich. Wer bin ich bei all diesen Löwen, wo bin ich und
wo finde ich mich? In dieser Welt geht es um Löwen und mich – lions and me.
Unter all den Löwen des afrikanischen Alltags, machte ich
eine alles verändernde Entdeckung –
Ich bin nicht alleine auf dieser Welt.
Ich habe mich in meinem bisherigen Leben immer so sehr mit
mir selbst beschäftigt, dass mir jeglicher Weitblick, weg von mir, gefehlt hat.
Alles, was ich getan habe, diente mir. Mein Leben war mein Leben und groß war das Ziel der Selbstverwirklichung in einer
Welt, in der sich jeder um sich selber dreht. Fern von all den Dingen, die
einem im Alltag den Blick für das Wesentliche rauben, in einer Welt ohne Strom
und Wasser, habe ich Menschen gesehen. Kinder ohne Eltern, Kinder, die als Baby
auf die Straße gesetzt wurden, Kinder mit HIV positiv, Kinder, die unglaublich
selten Liebe in ihrem Leben erfahren oder verspürt haben. Es hat mein Herz
zerrissen. Auf Knien habe ich geheult und fragend stand ich vor Gott. Warum ist
diese Welt so verdammt ungerecht? Was tust du eigentlich, frage ich Gott und
ich spüre, wie Gott mir mit einer Frage antwortet:
Was tust du, Paul?
In einem Gleichnis Jesu geht es um Schafe und Böcke, die der
Hirte voneinander scheidet und die einen lädt er ein das Reich zu erben und die
anderen weist er ab von sich.
„Denn ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mir zu essen
gegeben. Ich bin durstig gewesen, und ihr habt mir zu trinken gegeben. Ich bin
ein Fremder gewesen und ihr habt mich aufgenommen. Ich bin nackt gewesen und
ihr habt mich gekleidet. Ich bin krank gewesen und ihr habt mich besucht. Ich
bin im Gefängnis gewesen und ihr seid zu mir gekommen.“ (Matthäus 25,35-36)
Auf die völlige Verblüfftheit beider Seiten antwortet er:
„Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr
mir getan.“ (Matthäus 25,40)
Ich sah mich vor Gott stehen und ich dachte mir, was ich von
ihm hören werde. Ich kann es nicht sagen, doch sicher bin ich, dass er nicht
sagen wird: „Du hast nicht genug gebetet am Tag, du hast nicht jeden Tag die
Bibel gelesen. Warum bist du nicht zu jeder christlichen Veranstaltung gefahren
und hast geheult als es eine intensive Anbetungszeit gab, um alle deine Sünden
zu bereuen.“
Es klingt vielleicht ein wenig zynisch und ich will nicht
behaupten, dass alles Gebet, Bibellesen und Lobpreis und Anbetung schlecht ist,
doch wenn es mich nicht dazu bewegt, meinen Nächsten in Tat zu lieben, dann
speisen wir damit nur unseren wohlgesättigten Egoismus. Ich träumte stets von
glorreicher Tat in der christlichen Szene, um gut ins Himmelskonto einzuzahlen.
Ich bemerkte den Egoisten, der hinter diesen Wunsch steckte, als ich erkannte
wie ich an den Menschen vorbei blickte, die mich brauchen. Seelisch völlig
zerstört, wollte ich nichts mehr als die kleine Tat mit großer Liebe.
„Es kommt nicht
darauf an, wie viel wir tun, sondern wie viel Liebe, wie viel
Aufrichtigkeit, wie viel Glaube wir in unser tun legen.“ Mutter Teresa
Alles, was ich getan habe, ist Freunde finden in Menschen,
die selten jemand bemerkt und es schien mir zum ersten Mal im Leben, dass ich
lebe. Alle meine bisherigen Werte und
Normen waren über einen Haufen geworfen und ich entschied für die Liebe zu
streiten.
Weg vom Egoismus, von Ichbezogenheit, Leistung,
Pünktlichkeit, bekam mein Leben Werte wie Glaube, Hoffnung und Liebe. Ich
dachte ich entdecke etwas ganz Neues in Afrika, doch entdeckte etwas Altes ganz
neu. Jesus ist der Weg, die Wahrheit und das Leben. Hab ich ihn nicht, hab ich
nichts. Für ihn zu leben, heißt zu lieben. Es war nicht alles leicht und das
Leben war auch nicht schöner in Afrika, doch in mir fand ich Frieden und
Erfüllung.
Ein Jahr ist verflogen. Angst erfüllte mich, wenn ich an die
Rückkehr dachte. So sehr ich mich auch nach Freunden und Familie sehnte, das
Letzte, was ich mir wünschte, war mein altes selbstbezogenes Ich.
Am 13.04.2012 machte ich folgenden Eintrag in mein Buch:
„Altes Ich – als ich die Schule beendet habe, kannten mich
nur die wenigsten meiner Mitschüler, so wie ich bin und ich selbst war mir auch
stets im Unklaren darüber. Ich war eine Woge vom Wind getrieben, die es allen
recht macht. Für die Schönlinge war ich schön und verwendete herabblickenden
Menschenumgang. Für die Sozialen war ich sozial, bei den Außenstehenden war ich
außenstehend, für die Rebellen war ich rebellisch und vor Gott war ich ein
großes Durcheinander ohne Ahnung, wen ich eigentlich im Spiegel betrachte. Die
Schule habe ich hinter mir gelassen und im Leben mit passablem Abschluss war
ich immer der, den sie wollten. Aus Angst Freunde zu verlieren, war ich
Trinker, habe mich an das Rauchen ran getastet, geflirtet, Mädchen meinen
ersten Kuss verschenkt, dumm gelabert, verrückt gespielt – alles aus einem
Willen heraus, den ich fürchte. Auf Summercamp und Gottesdiensten war ich der
Heilige, der Jesus liebt und leide selbst. Mein Willen zu lieben war nicht
geheuchelt, doch meine Worte blieben Worte und Taten rangen miteinander. Ich
versuchte meine Seele zu beruhigen, indem ich ihr erklärte, dass mich meine
Freunde ebenso kennen und das gleiche blinde Ross reiten. Perfekt inszeniertes
Schauspiel findet am Wochenende statt, wenn wir hingebend Lobgesang
beisteuerten. Die Predigt war nie befriedigend und ich ging wie ich kam – über
Jahre hinweg. An manchen Tagen wurde ich überführt, berührt und unter Tränen
traf ich Entscheidungen über neues Leben, Veränderung, Kompromisslosigkeit und
am Montag wurde meine Saat zertreten und von den Vögeln des Lebens gefressen.
So viele Meinungen ließ ich über mich ergehen und meine geistliche Erde ist
gepflasterter Straße ähnlich. Unter angelesenem Weltbild erstickte mein
Vorhaben und Zukunftspläne ließen mich nicht mehr blind folgen und ich war
blind. Ich spreche kein Urteil über Freunde, keine Schuld tragen sie für mein
Handeln – Herr, errette mich vor mir selbst.
Zwei Jahre vergingen nach meinem Abschluss und ich komme in
die Mission. Zuerst laufe ich halbschlafend durch Lager, dann schreibe ich
Hilfsprojekte und dann lande ich in einem Waisendorf in Tansania. Wie eine Kur
für meine Seele, am richtigen Ort zur richtigen Zeit, merke ich, wer ich sein
soll, wer ich über viele Jahre nicht war. Ich habe viele Begabungen, die mir
einen Namen machen, doch wer verbirgt sich hinter diesem Namen. Ich verstecke
mich vor mir selbst und belüge mich und bemerke es nicht einmal. Ich
regeneriere in Tansania und ich habe Angst vor mir selbst. Ich will keine
Kompromisse mehr mit dieser Welt. Deutschland ist eine gottlose, mit Versuchung
zugestopfte Spaßgesellschaft, die all den Glauben in Materialismus erstickt.
Glauben ist keine Tugend mehr, sondern eine Narrheit. Ich habe Angst vor diesen
Hürden und ich habe Angst, dass meine engsten Freunde mir die Füße beim
Absprung festhalten. Ich habe Angst sie zu verlieren und ich habe Angst sie zu
gewinnen und mich selbst zu verlieren. Ich war in meinem Leben noch nie so
gebraucht wie hier zur Zeit und hier tue ich, was Gott gefällt, doch ich werde
gehen müssen…“
Hier bin ich nun, zurückgekehrt. Ich kam aus einer Welt, wo
Löwen lauern und bemerkte schnell, dass das Kapitel noch nicht abgeschlossen
ist und es immer noch oder erneut heißt – Löwen und ich.
Da wo ich bin, da
will ich sein.
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Zwei Wochen vergehen seit ich diese letzten Worte auf Papier
gefasst habe. Mein Verstand hat nicht ausgereicht, um all mein Herz zum
Ausdruck zu bringen und das ganze Durcheinander, das schon seit der Rückkehr in
mir tobt, findet auch jetzt nur schwer Ordnung.
Ich bin auf dem Weg nach Hause.
Es ist dunkel und der Tag zieht seine letzten Minuten, ein
Dunst hängt zwischen Erde und Himmel, wo hin und wieder ein paar Sterne
hindurch funkeln. Ich erkenne das Sternenbild, das wie ein Pfeil in den Himmel
scheint und mich schnell wieder an den fernen, vertrauten Ort im Süden der Welt
denken lässt, wo alles verdreht ist.
Die Straße ist glatt und bedacht müssen meine Schritte
gewählt werden und nicht lange darf ich stehen, um den Erinnerungen Raum zu
geben. Die Kälte bohrt sich langsam durch die Schuhspitze in meine Zehen und
ich halte mich dicht an mir selbst um mir ein wenig Wärme zu spenden. Ich gehe
durch ein Waldstück, das völlig kahl vor sich hin vegetiert und die 4°C lässt
den Schnee, der sich nur spärlich um die Füße der Bäume schlängelt,
abschmelzen. Ich passiere das Ortszentrum, gehe an all den Fachwerkhäusern
vorbei, die noch genauso aussehen wie beim ersten Mal, als ich diese Straße
entlang ging, auch wenn ein nostalgischer Hauch nun über all den Dächern hängt.
Alle fünf Schritte kommt eine neue Geschichte aus meiner Kindheit in den Sinn.
Die eine oder andere lässt mich innerlich schmunzeln. Fehlende Autos geben
meinem Abdriften in die Vergangenheit Ruhe. Doch ich blicke nach vorne. Die
gelben Laternen brechen ihr Licht in meiner Hornbrille und der Anstieg lässt
mich schwerer atmen. Ich atme aus und meine Brille beschlägt, Sicht ist immer
wieder verwehrt, doch ich gehe. Ich mache meine letzten Schritte auf dem
unzählige Male passierten Schleichweg und genieße in dieser unbeleuchteten
Stelle Heimathimmel unter der Musik von Hillsong, die sanft und kräftig in
meine Ohren strömt:
„Oh, I’m
running to Your arms,
I’m running to Your arms
The riches of Your love
Will always be enough
Nothing compares to Your embrace
Light of the world forever reign
You are more, You are more
Than my words will ever say
You are Lord, You are Lord
All creation will proclaim
You are here, You are here
In Your presence I'm made whole
You are God, You are God
Of all else I'm letting go
I’m running to Your arms
The riches of Your love
Will always be enough
Nothing compares to Your embrace
Light of the world forever reign
You are more, You are more
Than my words will ever say
You are Lord, You are Lord
All creation will proclaim
You are here, You are here
In Your presence I'm made whole
You are God, You are God
Of all else I'm letting go
My heart
will sing
no other Name
Jesus, Jesus”
no other Name
Jesus, Jesus”
Ich komme an, drehe den Schlüssel mit dem Afrikaanhänger und
trete ein.
Ich greife zu Stift
und Block und diese Worte finden endlich Platz.
Rückkehr.
Kalt ist der Winter, heiß glüht der Sommer.
Dunkel ist die Nacht, hell springt die Sonne am Tag.
Tief sitzt die Trauer in mir, als größte Freude mich
überrollt.
Wenige Stunden, nicht mal ein voller Tag liegt zwischen
Nacht und Tag - Trauer und Freude.
Schweren Herzens winke ich den Kindern zu
und alles reißt in mir. Meine Liebe war so groß, dass ich nicht gehen wollte.
Es ist nur schwer zu fassen was in meinem Herzen vor sich ging. Täglich habe
ich mit der Kultur, dem Umfeld, dem Menschenumgang, der Sprache, dem
Beziehungsaufbau – mit Löwen – gekämpft, um es irgendwann zu lieben, bis es ein
Teil von mir wurde, ich ein Teil von ihnen. Ich gehörte dazu, im Herzen ein
Afrikaner, integriert, sozialisiert, nach afrikanischen Werten und Normen
zivilisiert. Im Blick und im Kopf häuften sich meine Erinnerungen an eine
materialistische Welt, mit verschobenen Werten, die mir in ihrem Eigennutz das
Bild von ziviler Barbarei hervorriefen.
Angst. Große Angst vor all dem Alten, größte Angst vor mir
selbst und tief sitzende Trauer, Leben verloren zu haben, nahmen all der Freude
ihre Entfaltungsmöglichkeit. Völlig perplex, starr, gefühlslos, weil sich gegensätzliche
Gefühlswelten bis zur neutralen Gleichgültigkeit gerungen haben. Worte fehlen
mir, um meiner Freude Ausdruck zu verleihen und jede Umarmung – ein Kampf.
Nur
schwer realisiere ich, dass ich auf einmal wieder Freunde habe, dass Familie
mich umgibt. Ich kann nicht glauben, dass ich wieder da bin, glaube nicht, dass
ich je fern war und kann nicht wirklich nah sein. Alle Freunde, Geliebte kommen
zu Hauf – völlige Reizüberflutung. Der Tisch ist so reich gedeckt, warmes
Wasser kommt aus dem Hahn, das Spülwasser in der Toilette ist trinkbar und ich
kann mich zum Kacken hinsetzen. Ich habe alles auf einen Schlag vor mir, wonach
ich mich in schweren Stunden gesehnt habe. Eine schwere Stunde muss ich in
diesem Moment bewältigen.
Alltag kämpft sich durch und ich versuche zu fliehen. Trauer
und Freude reißen immer wieder an meiner Seele und ich weiß nicht ob ich
glücklich bin. Fast depressiv werde ich in Stunden des Alleineseins. Ich
schreie zu Gott, um Erweckung meiner Seele. Mein Heil, errette diese sterbende
Welt! Alles in mir stirbt, weil Gott den gemeinsamen Alltag nur noch begleitet
und nicht mehr durchtränkt bis in alle Fasern.
Ich schöpfe Kraft in Gott, der hier derselbe ist wie da.
Sein Wort gibt mir Halt und Vertrauen in ihm wächst und meine Sicht wird
klarer. Auch wenn meine Brille bei Nacht und Kälte immer wieder beschlägt, gehe
ich voran. Ich entscheide mich.
In Momenten, wo wir in Gemeinschaft sitzen, schaue ich eurem
Reden zu und meine Seele findet Ruhe und will schreien. Hier bin ich, hier will
ich sein. Ich will ehrlich mein Herz mit dir teilen. Ich will lachen, weinen,
zusammen im Herrn leben. Ich will alte Freunde wieder neu verstehen, sie lieben
und endlich, endlich wieder für sie da sein. Ich will wissen wie es euch geht,
ich will euch zuhören und sein wer ich nun bin und euch Freund sein. Ich
wünschte ich wäre fähig gewesen folgende, abschließende Worte schon vorher sagen zu können,
doch Trauer zog an meinem Herzen. Der Gedanke, dass ich meine Geliebten in
Afrika immer noch zutiefst vermisse, ruft immer wieder Trauer hervor, doch es
überwiegt eine Freude über all die Liebe, die ich dort erfahren habe und teilen
konnte. Hier bin ich nun, hier will ich sein. Ganz im Jetzt. Ich stelle mich
allen Herausforderungen, lasse mein Leben mein Leben sein, und mache mir klar,
nun heißt es – Leben.
"ICH BIN FROH WIEDER HIER ZU SEIN UND DICH ZU HABEN!"
lions and me.