Sonntag, 15. Juli 2012

Sansibar oder der letzte Grund

Sansibar oder der letzte Grund. Als Kind halte ich dieses Buch, in der Kriegszeit verfasst, in den Händen. Nie habe ich mich gefragt, wohin der Junge in diesem Buch fliehen will, um sich von sich tötender Gesellschaft zu retten. Viele Jahre später, heute, rette ich mich ein letztes Mal vor sich tötender Gesellschaft in Sansibar. Der Junge hoffte auf einen utopischen Ort mit besserer Zukunft, ich finde ein Leiden unter der islamischer Hand, wo etwa muslimische 90 Prozent christliche 10 Prozent vergewaltigen und ihre Kirchen in Brand stecken. Traurig, doch niemand flieht vor Leid auf dieser Welt. Sansibar, eine träumende Insel, in der sich die Menschen aus Menschenfurcht unter religiöse Riten beugen. Ich streife durch die Gassen ohne Ziel, nur der Weg zählt und ich fühle mich ebenso verloren. Die Gebäude befinden sich im romantischen Zerfall und sind durch Balken und Hölzer prekär restauriert. Die schön verzierten Türrahmen hauchen alt-omanische Sultanatszeit in diese arabisch, geprägte, muslimische Welt. Frauen und Mädchen sind tief verschleiert und meiden Blickkontakt. Ein zwanzig jähriger Vater sitzt mit seinem Sohn, den ich zuerst für seinen Bruder halte, vor seinem Hauseingang. Ich frage seinen vielleicht zwei Jahre alten Sohn nach seinem Namen und er darf stolz selbst antworten. Ein kleines Mädchen gesellt sich glücklich hinzu und spircht mit dem jungen Vater. Ich frage auch sie nach dem Namen, sie blickt schweigend betroffen weg und auch der Mann schaut zu Boden. Ein Angriff auf Kultur und Religion - ein kleines Mädchen spricht nicht mit weißem Fremden. In den Geschäften ist kein Bier erhältlich und diejenigen, die es auf Nachfrage doch besitzen, bitten einen in eine versteckte Ecke zu gehen. Das Verhalten und die Stadt sind stark von radikalem Islam geprägt und alles scheint darunter gebunden zu sein. Schamlos ziehen die weißen Touristen in hotpants und tiefen Ausschnitt durch die engen Gassen. So geschmacklos, ohne jegliches Kulturverständnis. Ich treffe auf eine glückliche Verkäuferin, Mama, Zuwena, die nichts für mich attraktives zu verkaufen hat, doch ihr Umgang mit mir ist echt und von vorbeiziehenden Männern vermutlich nicht gern gesehen. Ich kaufe ein T-shirt, das ich runter gehandelt habe, nachdem sie mir sagt, dass ich heute ihr erste Kunde bin, dann doch für zehn tausend. Wir sprechen gegenseitig Segen Gottes über unsere Leben aus und ich frage mich welcher Segen denn echt ist. Samstag abend sitze ich zu dieser Uhrzeit in Deutschland daheim und kann alles nicht fassen. Ich frage mich, wie die verschiedenen Begegnungen sein werden. Wer wird mich verstehen, mein Herz, wem darf ich mich anvertrauen? Oder soll ich mir schweigend diesen Schatz bewahren? Mögen meine Worte nicht versagen und ich nicht verstummen! Ich komme aus einer Welt, die in Problemen lebt in eine Welt, die an ihren Problemen stirbt. Noch fünf Tage, um mein Jahr abzurunden und ein stilles Herz zu bekommen. Ich fühle mich im "Nichts" verloren. Mein Herz hat noch nicht verstanden, dass ich gehe und kann sich noch nur schwer freuen auf das, was kommt. Ich bin ein Feigling! Ich bin ein verendender Jasager, der sich wie Knete von allem und jedem formen lässte und nie Gestalt annimmt. Solch schönes Bild hat diese Zeit aus mir geformt. Ich komme aus einjähriger Kur gesäubert in eine dreckige Welt, wo all das Gewonnene in die Wüste geschickt wird. Möge all meine Masse in Gottes Händen sein und durch Kultur, Begegnung und Freunde und Familie zu Seiner Herrlichkeit geformt werden. Diese Welt gibt nur so zeitliches Glück. Alles ist der Zeit unterworfen.Welch Freude, dass ich nicht bleiben muss, ich ziehe hindurch und bin nur Gast auf Erden. Ich rühme mich der Hoffnung auf zukünftige Herrlichkeit. Wer kann die Ungewissheit des Glaubens überwinden? True Love Remains!

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